Am 31.05.2018 beginnt meine  Radsaison mit dem Glocknerman Sprint der von Graz über 450km und 7500HM zur Edelweißspitze am Großglockner führt - liebevoll von meine Radkollegen auch die "Kinderstrecke" genannt.

Los geht es wie immer mit dem "Cityradeln" vom Hotel Novapark, wo wir mit ca. 500-600 Teilnehmern gemeinsam bis zum Center Wesel rollen. Nachdem ich manchmal gefragt werde, warum man sich solche Ultrarennen "antut", kommt bei mir kurz die Frage auf, warum man sich das "Cityradeln antut" - ich denke, es ist eine super Gelegenheit mit kleineren Kindern gemeinsam etwas zu unternehmen und es gibt eine gratis Jause - und anscheinend fühlen sich die Menschen in großen Gruppen wohl - für Weitradlfahrer ist das eher gewöhnungsbedürftig.

 

Kurz nach 12:00 geht es dann für mich los - die Reise auf einer wohl bekannten Strecke, besonders der Teil von Graz über die steirische Weinstrasse und weiter auf die Soboth gehört zu meinem Trainingsgebiet. Heute ist einer der ersten richtig heissen Tage und im Süden der Steiermark erwarten uns über 30 Grad und hohe Luftfeuchtigkeit. Bis Spielfeld kann ich ein gutes Tempo gehen und kann einige Teilnehmer überholen - über die Weinstrasse bleibe ich dann alleine und erst beim Anstieg zur Soboth werde ich von einem Italiener überholt, der rund 20 Jahre jünger ist und mind 20kg leichter - ein richtiger italienischer Radlfloh. Er kann sich aber nicht wirklich absetzen, da er immer wieder stehen bleibt. Gleichzeitig ziehen die ersten Gewitterwolken auf. Kurz vor St.Oswald beginnt es dann zu regnen und zu gewittern. Der Wolkenbruch entwickelt sich zu einem Hagelgewitter und wir flüchten zu einer Tankstelle ,die am Ortsanfang von St.Oswald liegt. Dort treffen wir dann auch noch einen anderen Teilnehmer und der italienische Radlfloh kommt auch kurz nach mir. 

Sobald es zu hageln aufhört, beginne ich meine Regenkleidung anzuziehen und fahre dann einfach im Regen weiter -  die beiden anderen warten noch ab und ich bekomme sie beide bis zum Ziel auf der Edelweißspitze nicht mehr zu sehen. Bald hört der Regen auf und ich komme gut auf die Soboth - ohne Pause geht es sofort in die Abfahrt und weiter Richtung Abtei. Das ist jetzt der Abschnitt, den ich eigentlich nicht mag - von Lavamünd bis Hermagor schlappe 140km - ich habe inzwischen aber gelernt, solche Bissen in kleine Happen zu unterteilen - dann gehen sie leichter runter. Wir kommen auch gut über die Abtei und sind voll im Soll. Vor uns sehen wir aber bereits neue Wolken und ab Ferlach begleiten uns wieder Regen und Gewitter bis Hermagor (4 Stunden lang). Da es aber nicht kalt ist, ist das weiter nicht so schlimm und wir kommen auch nicht mitten ins Zentrum des Gewitters - also halb so schlimm. Kurz vor Kötschach Mauten mach ich dann einen kurzen Stop, um mein Regengewand auszuziehen - die Prognose sagt keinen weiteren Regen mehr voraus und über das Lesachtal wird die Nässe eher von Innen kommen als von Außen.

Kötschach Mauten liegt ungefähr beim KM300 ud natürlich sind die Beine nicht mehr ganz so gut wie am Anfang, aber die Auffahrt zum Kartischersattel (44km und 1500HM)  fühlt sich ordentlich an - lt. Strava war das meine beste Zeit in diesem Abschnitt, den ich ja schon einige Male gefahren bin. Nach der Abfahrt nach Silian und am Weg nach Lienz werde ich das Erste Mal ein bisschen schläfrig - aber die Vorfreude über den Iselsberg :-( läßt mich wieder munter werden. Wir erreichen Winklern so gegen 07:30 (noch immer im Plan) und machen uns nur nach kurzer Pause und Unterschrift auf zum Schußsprint auf den Glockner. Kurz nach Winklern überholt mich ein Teilnehmer, kommt aber auch nicht entscheidend weg und ich fahre mein Tempo konstant weiter - schon nach ein paar Kilometern bin ich wieder an seinem Hinterrad und merke, dass er eigentlich nicht mehr schneller fahren kann. Beim Überholen wird kurz geplauscht und bei mir entsteht der Eindruck, dass er mental ein bisschen angeschlagen ist und sich nicht vorstellen kann, wie er jetzt noch auf den Glockner kommt - auch ihn sehe ich erst wieder im Ziel, wo er dann rund eine Stunde auf mich verliehrt.

In Heiligenblut geht es dann wieder richtig los - alt bekannt - es fühlt sich ganz OK an und ich kämpfe mich langsam aber beständig nach oben - ab der Abzweigung zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe begleitet mich dann meine Frau und Teamchef  Beatrix laufender weise bis zum Hochtor - das macht es immer ein bisschen leichter. Nachdem das Wetter dieses mal am Hochtor sehr schön ist, fahre ich ohne stehen zu bleiben weiter und in die Abfahrt zur Fuscherlacke und in den Anstieg zum Fuschertörl. Dann noch mal kurz runter und die Abzweigung zur Edelweißspitze ist erreicht - die letzen 170HM warten auf einem Kopfsteinplaster wie in Roubaix (zumindest stelle ich mir das so vor) nur viel steiler und inmitten von unzähligen Motorradfahren, die alle da hoch müssen -  auch wenn inzwischen Nebel aufgezogen ist und man keine 30m Sicht hat -  alle müssen da rauf !!! Um 11:30 erreichen wir schließlich das Ziel und erfahren, dass wir am 9. Platz gelandet sind (eh schon wissen - jawuii) - da hab ich doch mit der inzwischen gewonnen Erfahrung doch einige hinter mir lassen können, die definitiv stärken sind als ich (jawuii). Es hat richtig Spaß gemacht und mit dem reinen Frauenteam im Pacecar ein voller Erfolg -  auch ein großes Danke an den Neuling Elke im Team, die ihre Sache super gemacht hat.

 

 

Das ist #RAWBIT - der Hase für den Hasen ;-)


c h r i s t i a n    b e i c h e l